Motorumbau: 13B-T im Toyota Land Cruiser BJ75 – Manny mit mehr Schwung

Zwei gute Toyota-Motoren: 1HZ und 3B

Bereits vor dem Kauf von Manny haben wir viel über die Motorisierung der verschiedenen Land Cruiser-Modelle gelesen. Für uns sollte es ein alter Motor mit möglichst wenig Elektronik werden, der sich in einem Land Cruiser J75, also der mit langem Radstand, einem Buschtaxi, befindet. Zur Auswahl stand für uns der 6-Zylinder 1HZ- oder der ältere und leistungsschwächere 4-Zylinder 3B-Motor. Mit diesen Motorisierungen sprechen wir von den beiden Modellen HZJ75 resp. BJ75.

Auf dem Markt sind die HZJ75 normalerweise deutlich teurer als die BJ75. Wir haben uns trotzdem nach beiden Modellen umgeschaut und uns dann für den gut erhaltenen Polizei-BJ75 mit relativ wenigen gelaufenen Kilometern entschieden. Über diese Entscheidung und den Kauf haben wir diesen Bericht verfasst.

Wieso haben wir einen anderen Motor eingebaut?

Mit einem Reisegewicht von rund 3 Tonnen waren die 90 PS des 3B-Motors sicherlich keine Übermotorisierung. Sagen wir es so: Beim Fahren hatten wir viel Zeit, uns die Umgebung anzusehen (und uns das Gehupe der uns folgenden Fahrzeugen anzuhören).

«Wir sind ja am Reisen und nicht auf der Flucht!», dachten wir uns oft. Das stimmt, doch trotzdem hatte für uns Manny etwas wenig Power. Wir müssen mit ihm nicht rasen, aber gewisse unangenehme Situationen wollen wir vermeiden können.

Auf Passfahrten bildeten sich lange Schlangen hinter Manny, der mit etwa 20 km/h hochschlich. Auch auf Autobahnen mit nur leichter Steigung fiel die Geschwindigkeit häufig auf 50 km/h. Sowieso war das Gaspedal ständig ganz durchgedrückt und Manny fuhr so schnell, wie er konnte. Trotzdem war es oft schwierig, kein Verkehrshindernis darzustellen.

Wie gut wäre es, nicht Vollgas fahren zu müssen und etwas Reserve zu haben? Oder den langsamen LKW in nützlicher Distanz überholen zu können? Und uns nicht mehr aufregen zu müssen, wenn wir einen Hügel hochfahren?

Vergleich der Motoren: 3B vs. 13B-T

Nach unserer Asien-Reise 2014 waren wir uns der oben genannten Punkte schmerzlich bewusst. In diesen 30’000 km wurden wir zu oft wegen der fehlenden Leistung gefährlich überholt oder abgedrängt.

Uns war klar, mehr Power muss her! Doch wie kann man das einfach bewerkstelligen?

Eine Möglichkeit gibt es. Wenn wir einen 13B-T-Motor finden, kann dieser relativ einfach eingebaut werden, denn er stammt technisch vom 3B ab. Vieles ist im 13B-T ähnlich geblieben, so z.B. die 4 Zylinder mit den 3.4 Litern Hubraum.

Ein grosser Unterschied ist aber, dass der 13B-T mit einem Turbolader ausgerüstet ist. Daher kommt die im Vergleich zum 3B höhere Leistung (124 PS bei 3400 rpm statt 90 PS bei 3500 rpm) und das grössere maximale Drehmoment (285 Nm bei 2000 rpm statt 217 Nm bei 2200 rpm). Beides würde Manny bestimmt guttun!

Doch wo gibt es diesen Motor? Er wurde damals, als Manny gebaut wurde, in Land Cruisern mit kürzerem Radstand verbaut, den BJ71 und BJ74. Diese sind heute allerdings ziemlich selten in vernünftigem Zustand zu bekommen und wenn, dann leider sehr teuer.

Nichtsdestotrotz wäre es cool, einen zu finden!

Der Spender: ein Toyota Land Cruiser BJ71 von 1988

Seit wir uns ein Reisefahrzeug kaufen wollten, schaute ich mich auf dem Buschtaxi-Markt um, um ein Gefühl für die Preise, die Häufigkeit der Fahrzeuge und den Markt an sich zu kriegen. Dies änderte sich auch nach dem Kauf von Manny nicht. Ständig liebäugle ich mit einem 13B-T und hoffe, einen in gutem Zustand für wenig Geld finden zu können. Sowohl die Möglichkeit einen ausgebauten Motor auf einer Palette, als auch ein gesamtes Fahrzeug zu kaufen, ziehe ich in Betracht.

Eines Morgens um 7 Uhr fand ich online einen ausgeschriebenen BJ71 von 1988 mit erst 110’000 km Laufleistung zu einem guten Preis, allerdings ohne MFK…

Doch was nun? Ich kann ja jetzt nicht neben Manny noch einen zweiten Land Cruiser kaufen! Nach einem kurzen Telefonat mit einem befreundeten Land Cruiser Fahrer, der übrigens auch einen 13B-T in seinem BJ75 hat, ging ich den kurzen Land Cruiser sofort besichtigen. Schon zu oft habe ich zu lange gewartet und ein vielversprechendes Fahrzeug war deshalb schon weg.

Als ich nach 10 Uhr wieder zu Hause war, musste ich mich doch kurz bei Fränzi, die gerade arbeitete, melden: «Ich habe einen guten BJ71 gefunden, der zu einem vernünftigen Preis noch zu haben ist. Wir können ihn heute Abend abholen.». Dies war nämlich bereits alles mit dem Verkäufer abgeklärt und ich musste nur noch zusagen.

Abgemacht war, dass er das Fahrzeug bis zum Abend für mich reserviert und mir sogar seine U-Nummernschilder für die Überführung zur Verfügung stellt. Dass wir ein nicht zugelassenes Fahrzeug bei uns in Zürich nicht in die blaue Zone stellen dürfen, war mir klar. Aber auch dafür gab es bereits eine Lösung, wir können den BJ71 direkt zum Umbauer stellen.

Zudem habe ich mit dem befreundeten Land Cruiser Fahrer abgemacht, dass wir den BJ71 zusammen ausschlachten, denn auch er war auf der Suche nach einigen Ersatzteilen. Der Motor und einige andere Teile würde ich bekommen, den Rest er.

Es war also alles geregelt. Als Fränzi von der Arbeit kam, sagte sie zu und wir fuhren mit Bargeld in der Tasche los und holten den kleinen Land Cruiser ab…

Der Motorumbau bei Peter Albisser

Noch wusste Manny gar nichts von seiner anstehenden Motor-Transplantation. Obwohl der 3B-Motor mit dem neuen Zylinderkopf wieder tiptop lief, wollten wir ihn austauschen.

Im Frühling 2016 brachten wir Manny zu Peter Albisser. Er macht unseren Motorumbau und ist der einzige in der Schweiz, der auch die für die Zulassung nötigen Papiere besitzt. Das ist sehr wichtig, denn dieser neue Motor muss im Fahrzeugausweis eingetragen werden.

Wegen der grösseren Leistung des 13B-T müssen zudem stärkere Bremsbacken aus dem HZJ75, eine neue Auspuffanlage aus dem HZJ78 und einen effizienteren Kühler eingebaut werden.

Ein paar Wochen später konnten wir Manny mit dem neuen 13B-T abholen und das erste Mal fahren. Es war der Hammer! Danke Peter!

Manny hat jetzt also einen stärkeren 13B-T mit 110’000 km anstelle dem 3B mit 180’000 km und ist damit ein sehr seltenes Fahrzeug. Er war das neunte Fahrzeug, das Peter so umgebaut hat. Heute gibt es von Peter insgesamt 14 Stück (Stand Januar 2019).

Unsere Erfahrungen mit dem 13B-T

Ich schreibe diesen Bericht an der Sonne in Marokko im Januar 2019. Der Motor ist nun schon seit fast drei Jahren im Manny und wir sind damit rund 20’000 km gefahren.

Doch wie fährt sich denn Manny jetzt mit seinem neuen alten Motor?

Zuerst das Offensichtliche: Der 13B-T hat viel mehr Power als der 3B. Mit ihm lassen sich die 3 Tonnen Reisegewicht viel angenehmer bewegen. Das Gaspedal ist im Normalfall nicht mehr durchgedrückt und die Motortemperatur scheint durch den effizienteren Kühler tiefer zu sein. Beides trägt hoffentlich zu einer längeren Lebensdauer bei, denn immer unter Volllast zu laufen ist für den Motor bestimmt nicht gesund.

Es ist nun möglich, einen LKW zu überholen, Pässe mit vernünftiger Geschwindigkeit zu fahren und kein Verkehrshindernis mehr darzustellen. Auch Geländefahrten gelingen mit der zusätzlichen Leistung einfacher. Das Wichtigste ist aber, dass sich Manny jetzt stressfreier fährt! Wir nerven uns nicht mehr an der Langsamkeit. Wir können mal kurz das Gaspedal ganz durchdrücken und haben noch etwas Reserve.

Als Fazit kann gesagt werden, dass Manny immer noch keine Rakete ist, aber nun viel materialschonender und sicherer gefahren werden kann. Etwas anderes wollen und brauchen wir nicht. Wir sind mit dem Umbau vollkommen zufrieden und würden ihn wieder machen lassen.

Das Beste daran ist, dass der Verbrauch mit dem Motorumbau um etwa 1.5 Liter pro 100 km gesunken ist. Der Motorumbau lohnt sich also ab den nächsten etwa 330’000 km sogar finanziell! ?

Übrigens: Der Rest des BJ71 war schon abgeholt und zerlegt worden, als wir Manny zu Peter gebracht haben und der 3B-Motor lebt auch weiter, nämlich in Deutschland in einem wunderschönen BJ40 aus dem Jahre 1980.

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Lukas
Lukas
21. Februar 2024 18:57

Ist euer Landcruiser bei Mösch zu kaufen? Gruss Lukas

Ursula Theiler
Ursula Theiler
22. Januar 2019 17:57

Hallo Fränzi und Tobi, grossartige Bilder und interessante Texte
freuen uns riesig, dank unserer Kälte draussen geniessen wir Euren Bericht langsam und sehr genau!! Herrlich… lieben Dank!
…und weiter eine Superzeit für Euch Beide… mit herzl.Grüssen
ursy und Christoph